Abstecher nach Ungarn: Sechs Tage Budapest

Leider hieß es nach vier Tagen in Maribor schon wieder Rucksäcke packen. Gerne hätten wir noch längere Zeit in der Stadt oder generell Slowenien verbracht. Aber so weit weg ist das Land ja nicht, dass man nicht nochmal hinkönnte. Und wer viel sehen will, bleibt nirgendwo ewig. An der Weitereise von Maribor nach Budapest war aber weniger die Reise selbst das Problem, sondern die Abfahrtszeit des Busses. Zwar konnten wir bis 11:30 in unserer Unterkunft bleiben, obwohl der Check-out eigentlich um 10:00 gewesen wäre, der Bus fuhr aber erst um 15 Uhr. Die Zeit ließ sich im von uns ja schon ausgiebig besuchten und gelobten Mestni-Park aber gut auf einem schattigen Plätzchen rumkriegen. Und auch die Busfahrt war zwar relativ lang, aber wieder mal ganz gemütlich. In etwa viereinhalb Stunden ging es von Maribor am Balaton entlang bis nach Budapest. Dabei wichen die grünen und bergigen Weiten Sloweniens zunehmend eher flachen und kargeren Landschaften – also im Grunde wie auf deutschen Autobahnen. In Budapest angekommen mussten wir zum Glück nur noch eine kurze Metrofahrt hinter uns bringen und waren um kurz vor 20 Uhr bei unserer neuen Unterkunft angekommen. Unser Airbnb war eine kleine Wohnung in einem riesigen Altbau-Wohnhaus mit Innenhof. Obwohl mitten in der Innenstadt und an einer vielbefahrenen Straße gelegen, haben wir davon in der Unterkunft wieder nichts mitbekommen. Das war allerdings auch mehr als nötig, denn wir hatten das große Los gezogen, genau an dem Wochenende in der Stadt zu sein, an dem ein offenbar großes und mindestens europaweites Harley-Davidson-Treffen irgendwo in der Stadt stattfand. Im Grunde war man abwechselnd genervt von dicken Männern mit viel zu langen Bärten in viel zu engen Lederjacken und deren übertrieben lauten und hässlichen Motorrädern genervt, wobei letzteres ganz klar gewonnen hatte. Mit der leisen Wohnung waren wir jedenfalls wieder einmal sehr zufrieden – und die Hauskatze, die wie selbstverständlich mit dem Aufzug in die verschiedenen Stockwerke fuhr und mal hier, mal da einen Schlafplatz fand, war ein sehr willkommener Bonus.

Spaziergang durch Pest

Die Hauptstadt Ungarns ist ein Zusammenschluss der ehemals eigenständigen Stadtteile Buda und Pest, die durch die Donau voneinander getrennt sind. Wir hatten uns in Pest einquartiert, das ist der flachere und belebtere Teil der Stadt. Das merkte man nicht nur durch den vielen Verkehr, sondern auch an den Schlangen und Menschenmassen in den Supermärkten. Lidl hat sich in Budapest ganz offenbar zur Aufgabe gemacht, den schmalsten Discounter der Welt zu bauen. Das Konzept in dieser Filiale schien es zu sein, sich bereits im Eingangsbereich an der Kasse anzustellen und während der Wartezeit einzukaufen, denn die Schlange verlief ohnehin einmal an allen Waren vorbei. War nicht so unser Ding, zum Glück war ein Aldi mit normalbreiten Gängen nicht weit. Vor unserem Wohnhaus standen wir direkt vor dem sehr imposanten Pariser Hof, bei dem abwechselnd Polizeiautos und Nobelschlitten vorfuhren, als würden grad alle Staatschefs der Welt dort Urlaub machen. Und auch die Fußgängerzone, die Váci utca, war nur eine Parallelstraße entfernt. Für einen ersten Eindruck sind wir bis zum Vörösmarty-Platz gelaufen und haben anschließend eine kleine Runde bis zum jüdischen Viertel gedreht. Sonst war an diesem Tag allerdings nach dem kleinen Rundgang durch den Innenstadtkern nicht mehr viel drin. Abends immerhin noch unser allererstes Langos, das wir nicht auf irgendwelchen Weihnachtsmärkten oder anderen Volksfesten, sondern wirklich in einem Restaurant gegessen haben. Lecker!

Affenhitze in Buda

Buda ist hügeliger und wirkt älter, so zumindest unser sehr kleiner Eindruck. Wir haben nämlich nicht viel von diesem Stadtteil gesehen und beispielsweise einen Ausflug zur Fischerbastei, der wohl berühmtesten Sehenswürdigkeiten von Budapest, komplett gestrichen (und für einen zukünftigen Besuch übriggelassen). Schuld daran war weniger die Faulheit, die wir sicherlich irgendwie überwunden hätten, vielmehr hatten uns die Temperaturen jede Lust an Bewegung genommen. Es war wirklich unfassbar heiß in Budapest und bis auf einen kurzen Ausflug über die Donau zur St. Gerard Sagredo Statue, von der aus man schon einen ganz guten Stadt- und Flussblick hat, war tatsächlich nicht drin. Abends sorgte dafür ein kühles Getränk in der bekannten Ruinenbar Szimpla Kert für innere und äußere Abkühlung. Sehr coole Location!

Entlang der Donau

Die Donau ist in Budapest nicht nur zur Teilung der beiden großen Stadtteile da, sondern lädt auch zu Spaziergängen ein. Wir haben hier nicht nur coole Cafés in bester Lage entdeckt (und sind von einer Frau gefragt worden, ob wir irgendeine Filmproduktionsfirma wären), sondern man kommt so auch an weiteren klassischen Budapest-Sehenswürdigkeiten vorbei. Die Kettenbrücke, die seit 170 Jahren Buda und Pest verbinden und heute die berühmteste Brücke der Stadt ist, wurde zwar gerade renoviert und abgesperrt, für ein Foto hat es dennoch gereicht. Und auch beim imposanten Parlamentsgebäude direkt an der Donau reichte uns der Blick von außen. Auf dem Rückweg ging es durch viele grüne Parkflächen über den Freiheitsplatz und am Budapester Riesenrad vorbei wieder in den Stadtkern. Durch die vielen Bäume und das Flussklima ließ sich die Hitze auch ziemlich gut ertragen. In eine klimatisierte Unterkunft zurückzukommen war aber trotz allem ein heimliches Highlight unserer Tage in Ungarns Hauptstadt…